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Wir nehmen uns heute am Trans* Day of Visibility die Straßen, auf denen trans, inter oder nicht-binäre Personen alltäglich Gewalt von Beleidigungen bis hin zu schweren körperlichen Angriffen erfahren. Wir wollen in unserem Redebeitrag über diese Gewalt und den gesellschaftlichen und politischen Rahmen sprechen, in dem sie stattfindet. Wir sind eine antifaschistische Basisgruppe, darum wird sich unser Beitrag vor allem um das transfeindliche politische Klima drehen und die rechten Akteure, die es ausnutzen und befeuern.
Transfeindliche Gewalt hat in Berlin in den letzten Jahren massiv zugenommen. So wurden bis August 2023 so viele Angriffe verzeichnet, wie es 2022 im gesamten Jahr gab. Und auch für 2024 gibt es bereits eine Vielzahl an registrierten Gewalttaten. Täglich werden bei Beratungsstellen und Registern Fälle gemeldet, hinter denen Bedrohungen, Beleidigungen und körperliche Angriffe stehen, die das Leben von einzelnen Menschen, aber auch das ihrer Familien und Communities treffen sollen. Die Übergriffe finden dabei überall statt, von den Randbezirken, über ruhige Ecken und bis hin zu den Szenekiezen. Vor allem in Neukölln, Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg werden die meisten Angriffe registriert. Die Attacken werden nicht nur mehr, sie werden auch bedrohlicher und dreister. Das alles passiert nicht im luftleeren Raum, sondern einem gesellschaftlichem Klima, in dem sich Täter als ausführende Hand einer vermeintlichen Mehrheit sehen, deren heteronormatives Weltbild ins Wanken gerät. Die Sichtbarkeit von Lebensentwürfen, die Zweigeschlechtlichkeit und heterosexuelle Dominanz in Frage stellen, ruft den Hass hervor. Auch wenn die Täter*innen sich letztlich selber zur trans- und queerfeindlichen Tat entscheiden, kommen sie nicht alleine auf die Idee. Reaktionäre und transfeindliche Politik zeigt ihnen, wer der Feind ist, wer angegriffen werden darf.
Die ständige Wiederholung von stumpfsinnigen Scheindebatten wie der über trans Menschen auf öffentlichen Toiletten markiert queeres Leben als Bedrohung und gibt dieses zum Angriff frei. Trans- und Queerfeindlichkeit und Antifeminismus sind dabei ein wichtiges Bindeglied verschiedener reaktionärer Bewegungen. Vom Stammtisch über soziale Medien zu Parteiveranstaltungen von CDU bis 3. Weg: Hass auf Queers ist anschlussfähig und mobilisiert die „Kämpfer*innen für eine reine Kultur“. Dieser wird von rechten Parteien und Akteueren sowohl angefeuert als auch für Mobilisierung ausgenutzt. Neuere Beispiele dieser rechten Identitätspolitik liefert zuverlässig die AfD, wie mit ihrem “Deutschland aber normal” Wahlkampf oder der nationalistischen “Stolzmonat” Kampagne. Wie anschlußfähig dieser ekelhafte Nonsens ist, zeigen die aktuellen Wahlumfragen, aber auch die Debatten zur Einführung eines Selbstbestimmungsgesetzes: Bei jedem neuen Entwurf dieses Gesetztes, das immer noch nicht beschlossen ist, setzten sich trans- und queerfeindliche Stimmen mehr und mehr durch. Die Kritik der Verbände und Communities wurde an den Rand gedrängt, um stattdessen immer neue Angstszenarien zu beschwichtigen, die sich CDU und AfD aus den Fingern gesaugt haben. Rechte Stimmen dominieren die Auseinandersetzung, bis es nur noch um Frauensaunen, öffentliche Toiletten und die armen Kinderlein geht. Durch die politische Macht solcher reaktionärer Kräfte wird transfeindliche Gewalt nicht nur auf der Straße oder online, sondern auch durch den Staat ausgeübt. Errungenschaften der trans und queeren Bewegungen der Vergangenheit sind nicht in Stein gemeißelt. Ob in Russland, wo die LGBTQ+ Bewegung als extremistisch eingestuft wurde und damit auf einer Stufe mit Organisationen steht wie der al-Qaida oder dem IS, oder in den USA, wo gesetzliche Verbote gegen Aufklärungsmaterial erlassen werden: Das zeigt Rechte müssen nicht nur erkämpft, sondern auch verteidigt werden!
Die Kämpfe für Selbstbestimmung, für Trans*-Rechte, Queere Rechte und gegen den Antifeminismus müssen Teil eines antifaschistischen Kampfes sein, der diesen Namen verdient. Wir sind hier, um unsere Unterstützung in diesen Kämpfen zu zeigen, nicht nur weil es ein Schwerpunkt rechter Rethorik ist. Sondern auch, weil wir alle unterstützen wollen, die für Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und eine befreite Gesellschaft kämpfen!
Ob die derzeitige unerträgliche Entwicklung ein letztes Aufbäumen rückständiger Kräfte oder der Beginn einer Wiederkehr von Geschlechterverhältnissen aus dem letzten Jahrhundert sind ist, haben wir alle in der Hand.
Ob im öffentlichen Raum oder am Familientisch: Widersprecht trans- und queerfeindlichen Aussagen! Steht an der Seite von Betroffenen! Tut euch zusammen und organisiert euch! Unterstützt die Betroffenen und tretet Transfeindlichkeit entgegen, egal wo sie euch begegnet! Schaut nicht weg! Bash back!