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Redebeitrag Fight Back Demo 2022

Wir freuen uns, euch hier auf der Demo zu sehen. Ebenso freut es uns, nicht alleine hier zu stehen an so einem kalten Samstag. Wir wollen an das Andenken anknüpfen und darauf hinweisen, dass Antifaarbeit anhaltend wichtig ist. Denn nach den frustrierenden Auseinandersetzungen gegen die Querdenken-Querfront und den schwach besuchten Aktionen der letzten Zeit könnte man einen anderen Eindruck bekommen.

Dabei gibt es gerade aus antifaschistischer Sicht einige besorgniserregende Entwicklungen! Wenn die AfD eine Großdemo mit 10.000 Leuten in Mitte veranstaltet, bundesweit mobilisiert, und selbst bei einer Mobi durch eher breitentaugliche Akteure wie das Berliner Bündnis gegen Rechts nur ein zehntel so viele Gegendemonstrant*innen kommen, haben wir ein Problem. Wir haben auch keinen Bock mehr auf Gegendemoversuche in Mitte, aber kann Stille unsere Antwort sein? Wenn Björn Höcke seinen neuen Fanclub unter dem Namen “Idearium” gründen will und dafür mit dem “Mittelpunkt der Erde” seine Eventlocation findet, wenn so eine Gründungveranstaltung nur durch einige dutzend Antifaschist*innen gestört wird, zeigt das die Etablierung neuer rechter Räume in Berlin. Der Veranstaltungsraum “Mittelpunkt der Erde” am Rand von Hellersdorf ist, so albern der Name auch ist, inzwischen ein zentraler Ort für rechte und faschistische Veranstaltungen. Im Veranstaltungssaal des Restaurants finden Rechtsrockkonzerte wie etwa mit dem rechten Liedermacher Sacha Korn oder Mobi-Veranstaltungen statt, wie zuletzt am Freitag mit Jürgen Elsässer für die “Ami go Home” Demo in Leipzig. Hier handelt es sich nicht um Gastwirte, die nicht wissen wie ihnen geschieht. Hier wurde ein Raum von Rechten für Rechte geschaffen!

Und der “Mittelpunkt der Erde” ist nicht unser einziges Problem. Neben den anderen bekannten kleineren Räumen, die die Rechten für ihre Bierstammtische nutzen können, entsteht gerade im Nordwesten Berlins, in Wittenau, eine neue Bundesgeschäftsstelle der AfD. Auf riesigen Büroflächen kann nicht nur die Verwaltung der Partei unterkommen, hier entsteht ein neues Zentrum der AfD! In Berlin, wo die AfD lange nicht mal Räume für ihre Parteitage finden konnte, richten sie sich gerade auf hunderten von Quadratmetern häuslich ein. Wer glaubt, die würden da unter sich bleiben, belügt sich selbst!

Diese Entwicklung können wir nicht nur auf Tendenzen außerhalb der linken und linksradikalen Bewegung schieben; daran ist nicht eine neue Strategie der Bullen oder ein plötzlicher Geistesblitz bei den Rechten schuld. Das ist auch der Effekt davon, dass sich Gruppen aufgelöst haben, dass die Demos kleiner werden, dass es weniger Aktionen gegen Räume der Rechten gibt.

Wir wollen uns an dieser Stelle nicht hinter kämpferischen Parolen verstecken; wir brauchen euch! Wir wissen, was wir tun wollen und halten das auch für wichtig – aber alleine kriegen wir das nicht hin. Bisher war es erfolgreich, die AfD in Berlin davon abzuhalten, sich zu etablieren. Diese Sicherheit wankt gerade. Es droht eine weitere Normalisierung der Rechtsaußen-Partei, ein Aufbau rechter Szene-Immobilien wie seit Jahrzehnten nicht mehr. So lange die Rechten und Neofaschist*innen keine festen Bezugspunkte in dieser Stadt haben, so lange sind sie nur eingeschränkt handlungsfähig.

Denn wir haben das auch schon geschafft! Die AfD hatte es hier nie leicht, von der Störung ihres Wahlkampfes zur Schwierigkeit, Räume für ihre Veranstaltungen zu finden. Parteitag nach Parteitag musste umgeplant werden oder ausfallen! Sie mussten nach Brandenburg raus oder sich in Zelten auf der Wiese in Biesdorf treffen! Ihre Aufmärsche wurden blockiert, ihre Veranstaltungen gestört, ihre Vertreter*innen bepöbelt! Der Landesverband der AfD war lange komplett handlungsunfähig, weil sie ihren ungeliebten Vorsitzenden ohne Parteitag nicht abwählen konnten. So konnte ganz effektiv die Formierung der Rechtsaußenpartei in Berlin erschwert werden. Außerdem ist es auch schwerer, Leute in die Partei zu locken wenn jede Veranstaltung von Gegenprotest und Problemen begleitet werden. Es muss sich wieder scheiße anfühlen, auf eine AfD-Veranstaltung in Berlin zu gehen!

Damit das auch wieder klappt, brauchen wir euch! Und zwar auf allen Wegen: ob auf Demos oder in Orga-Runden, ob ihr direkte Aktionen gegen Locations bei euch im Kiez macht oder einfach mal wieder ne Runde stickern geht!

Sucht euch Themen, die euch wichtig sind, macht die Augen auf was um euch herum passiert. Guckt euch im Kiez um, ob da AfD-Läden sind. Sucht euch Leute, denen ihr vertraut, tretet in Verbindung mit existierenden Gruppen! Holt euch Infos bei Antifa-Gruppen! Zusammen können wir das schaffen, alleine werden wir langsam ausbrennen. Deshalb schließt euch zusammen! Damit es auch weiterhin heißt: Fascho sein heißt Ärger kriegen!